AIV Adventsfeier 2023

©
Düsseldorf
Am 24.11.2023 kamen die Mitglieder des AIV Düsseldorf zusammen, um gemeinsam den Advent zu feiern.

Rückblickend auf viele spannende Veranstaltungen, Exkursionen sowie Vorträge und natürlich die große 130 Jahre AIV Feier in diesem Jahr, kamen die Mitglieder zusammen, um gemeinsam eine schönen Abend zu verbringen. Gutes Essen und interessante Gespräche kamen nicht zu kurz. In seiner Rede sprach Dieter Schmoll, 1. Vorsitzender des AIV Düsseldorf, viele Themen an, die uns dieses Jahr bewegt haben.

Daher möchten wir Ihnen die diesjährige Adventsrede von Dieter Schmoll nicht vorenthalten:

Liebe Kolleginnen,
liebe Kollegen,
liebe Freunde des AIV,

es ist ein schöner Anblick Sie alle heute Abend hier zu unserer traditionellen Adventsfeier zu sehen und ich freue mich, dass so viele unserer Mitglieder zu uns gekommen sind. Ich möchte Sie daher auch im Namen des gesamten Vorstandes ganz herzlich begrüßen und vor allen Dingen auch die Mitglieder, die neu in unseren Reihen sind und die das erste Mal bei uns sind. Also herzlich Willkommen und schön, dass wir gemeinsam feiern können.

Wir schauen zurück auf ein bewegtes Jahr mit vielen Veranstaltungen und Festen, vielen Baustellenbesuchen und Fachvorträgen. Gerne erinnere ich mich an die 130-Jahr Feier mit mehr als 200 Gästen auf dem Eventschiff Jules Verne, an das großartige Feuerwerk anlässlich der Rhein-Kirmes und auf den Besuch des OB Dr. Stefan Keller, der unseren Verein als Zusammenschluss gewürdigt hat. Ich denke dabei auch an die Auszeichnung von Edmund Spohr als Ehrenmitglied in unseren Reihen. Die Städtetour nach Amsterdam, die uns Volker Weuthen so großartig organisiert hat, war ebenso ein Highlight in diesem Jahr. Es fehlten nicht die Baustellenbesuche im Hafen cradle to cradle und auch nicht die Fachvorträge, zuletzt über die Verkehrspolitik in Düsseldorf. Mit der Auszeichnung des SOS-Kinderdorfes mit der Plakette „Bauwerk des Jahres“ erhielt unser Kollege Christian Kawe einen Ritterschlag als Architekt und zu zugleich Vorstandsmitglied im AIV. Es fehlte auch nicht die Förderung unseres Nachwuchses an die Studenten der Hochschule Düsseldorf mit der Auszeichnung Förderpreis des AIV. Wir werden in unserer nächsten Jahreshauptversammlung weiter darüber berichten.

Ach ja, was war sonst noch los?

Es fühlt sich an, als hätten wir gerade erst dank einer gewaltigen gemeinschaftlichen Anstrengung die Corona-Pandemie hinter uns gebracht. Es fühlt sich an, als würden gerade erst die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine mit allen Konsequenzen auch für die deutsche und die weltweite Wirtschaft etwas zurückgehen. Und schon kommt mit den Ereignissen in Israel und Gaza ein neuer – und dabei so alter – Konflikt mit Wucht zurück und erschüttert auch unser Land. Und dadurch ist noch eine ganz andere, aber in seiner Bedeutung noch viel größere Herausforderung in den Hintergrund getreten – nämlich der anhaltende Klimawandel. Zwar haben wir auch in diesem Jahr immer wieder Meldungen zu neuen Hitzerekorden, zu Waldbränden und Überschwemmungen irgendwo auf der Welt wahrgenommen. In der Aufmerksamkeit treten aber diese kurzen Ereignisse in den Hintergrund vor den unmittelbaren Krisen.  Das alles hatte Auswirkungen, nicht nur auf die Stimmung in der Gesellschaft, sondern auch auf unsere Branche, die Bau- und Immobilienbranche. Die Preise für das Bauen an sich sind – wie Sie wissen – radikal gestiegen, aufgrund von Inflation und Materialknappheit. Die Anforderungen an moderne Gebäude mit Blick auf ESG machen es nicht einfacher. Und einige Akteure, die sich vor allem mit dem Kaufen und Verkaufen von Bauprojekten beschäftigt haben, sind schon in die Knie gegangen. Wir erleben Insolvenzen unter unseren wichtigsten Auftraggebern, Projekte werden storniert, Honorare gehen oftmals unwiederbringlich verloren. Auf der diesjährigen Expo Real herrschte dann auch eher eine Kater- als Aufbruchsstimmung. Unsere Regierung in Berlin ist handlungsunfähig, zerstritten und steht vor einem Schuldenberg. Deutschland steht schlecht da.

Wenn das zu Ende gehende Jahr für die meisten von uns dennoch erfolgreich ist, stehen wir in erster Linie im nächsten Jahr vor einer Herausforderung. Ja was bringt die Zukunft: Eine echte Aufbruchsstimmung kündigt sich an anderer Stelle an, aber damit auch eine einhergehende Unsicherheit, die erst in diesem Jahr für Aufsehen und Gesprächsstoff sorgte: K und I. – künstliche Intelligenz und wir wissen nicht, wohin diese Entwicklung führt. Welches Potenzial hat künstliche Intelligenz, welche Risiken birgt sie? Wird eine künstliche Intelligenz bald Häuser bauen, die besser sind als die von Menschen geplanten? Sind unsere Jobs in Gefahr? Oder wird KI ein sinnvolles und nützliches Werkzeug, das vielmehr unliebsame Teile unserer Arbeit übernimmt und uns viel mehr Raum schafft für Kreativität und visionäres Denken? Kurz gesagt: Nimmt KI uns Arbeit ab, oder nimmt sie uns Arbeit weg? Auch hier herrscht in eigentlich in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft derzeit Unsicherheit.

Alles in allem, eine ganz schön komplexe Situation, vor der wir zum Jahresende 2023 stehen. Wie gehen wir damit nun um?

Ich sage Ihnen was. Und dabei spiele ich dann ausnahmsweise mal die Alterskarte aus. Mit deutlich über 45 Jahren Berufserfahrung sage ich Ihnen: Ruhig bleiben – wir haben schon viele Krisen erlebt, viele Herausforderungen bewältigt und meistens aus Problemen gelernt und daraus neue Chancen gemacht. Was uns dabei oft schon geholfen hat, war eine Besinnung auf etwas, das heute vielleicht altmodisch klingt, aber für mich absolut eine Berechtigung hat: Alte Tugenden! Damit meine ich tatsächlich und das bitte ich, nicht falsch zu verstehen: Fleiß, Disziplin, Zähne zusammenbeißen und etwas durchziehen. Andere aufstrebende Länder machen uns da etwas vor. „Früher Aufstehen“, und das meine ich symbolisch für die Aufgeschlossenheit, für Engagement und die Bereitschaft, neue Wege wirklich zu gehen und nicht nur darüber zu reden. Diese Eigenschaften haben uns nach oben gebracht und sie haben uns geholfen – zum Beispiel während der Wendezeit. Wir sollten schon dort sein, wo andere sich erst hinbewegen wollen. Und wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, kann das Ergebnis nur gut werden.

Und wenn ich nun in die vielen Gesichter unserer jüngeren Mitglieder schaue, dann wird mir nicht bange. Wir müssen zum Beispiel die Digitalisierung in unseren Büros weiter voranbringen, gerade beim Thema BIM – das wir ja schon hervorragend besetzt haben – dranbleiben. Wir müssen auch die Transformation zu einem nachhaltigeren, klimagerechten Bauen mit einer noch größeren Intensität angehen. Wenn nicht wir, wer denn sonst sollte Wegbereiter für die Problemlösungen der Zukunft sein. Dabei müssen wir Außenaufmerksamkeit erzeugen, ansprechbar sein für diese neuen Aufgaben. Das täte dem AIV gut. Für die Zukunft müssen wir uns im Vorstand personell neu orientieren, denn im Kreis der Vorstandsmitglieder werden in zwei Jahren die Älteren, den Jüngeren Platz machen müssen. Wir streben eine deutliche Verjüngung an. Um den Verlust an „Urgesteinen“ im AIV auszugleichen, aber natürlich auch um Führung neu zu verteilen und zu motivieren, haben wir schon jetzt jüngere Kollegen in den erweiterten Vorstand mit aufgenommen. Die Zeiten unter den Architekten und Ingenieuren werden deutlich anders werden als zuvor, wenn die veränderten Marktbedingungen erst vollends durchschlagen. Wer diese Risiken sieht, muss schon jetzt kräftig gegensteuern. Den Gegenwind werden wir nicht ändern können, aber wir können die Segel richtig setzen.

Um es noch einmal zu sagen: Ich bin um die Zukunft unseres Vereins nicht bange. Ganz im Gegenteil, ich denke wir sind besonnen und weitsichtig, wir erkennen die Herausforderung der neuen Zeit und handeln entsprechend. Wir bleiben in Bewegung. Dieses in „Bewegung bleiben“ ist Teil unserer DNA. Wir sind in unserem Verein schon immer eine dynamische Mischung verschiedener Charaktere mit individuellen Talenten in so vielen Disziplinen des Bauens gewesen und darum spielen wir mit unserem AIV in Düsseldorf auch vergleichsweise   in der 1. Liga. Deshalb möchte ich den Jungen zurufen „bleibt in Bewegung“. Bringen Sie Ihre Ideen und Visionen bei uns ein. Jetzt ist aber erstmal Schluss mit Bewegung, jetzt heißt es Feiern und dann die Festtage genießen.

Ich danke allen, die im AIV so großartig mitgewirkt und sich bei Veranstaltungen eingebracht haben.

Ich wünsche Ihnen allen, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen – auch im Namen meiner Vorstandsmitglieder – ein besinnliches, frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein glückliches neues Jahr! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

 

– Dieter Scholl Dipl.-Ing., 1. Vorsitzender des AIV Düsseldorf –

Zurück zur Übersicht

Mitgliederlogin

Passwort vergessen?